Firmengeschichte MWM

von Ralph Burke

Vorgeschichte: 1886 Carl Benz expandiert in der Neckarstadt.
Carl Benz hat bereits 1886 am (damaligen) Rand der Neckarstadt in der Waldhofstraße 24 ein Grundstück von 4.000 qm gekauft und baut dort ein dreigeschossiges Fabrikgebäude (Foto), das er 1887 bezieht. Dort kann sich die „Rheinische Gasmotorenfabrik“ ausbreiten, nachdem die Werkstatt in den Quadraten zu klein geworden ist. (Verg. "Beginn in den Quadraten") Benz steigert die Produktion von ortsfesten Motoren zwischen 1887 und 1892 von jährlich 80 auf 500 Motoren.

1890 erwirbt C. Benz das benachbarte Gelände der heutigen MWM (30.000 qm) und baut dort Produktionshallen. Ein Jahr später kauft er vorausschauend ein riesiges Gelände von 311.000 qm in Mannheim-Waldhof/Luzenberg, das jedoch erst sieben Jahre später bebaut wird. Gleichzeitig befasst sich Carl Benz mit der Produktion von Autos.

1893 richtet er ein Entwicklungs- und Testlabor für Automobile ein. Diese erfreuten sich zunehmender Nachfrage.

1895 baut er den ersten motorisierten Bus für den Linienverkehr. 1896 beschäftigt er bereits 250 Arbeiter.

1899 wird seine Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt mit einem Kapital von 3 Mio Mark. Im Aufsichtsrat sitzen vor allem Großbanken, beherrschend die Deutsche Bank (Quelle 11 S. 36).

1900 ist die Benz AG der führende Automobilfabrikant auf der ganzen Welt. Zahlreiche Geschwindigkeits-Weltrekorde werden von Benzfahrzeugen gehalten (z.B. 1911 228 km/h).

1903 scheidet Carl Benz aus der Firma aus. (Der weitere Werdegang von C. Benz und seiner Söhne ist bei der Beschreibung des Automuseums in Ladenburg dargestellt).

Benz – Abteilung stationärer Gasmotorenbau: 1908 wird das nach modernsten Gesichtspunkten gebaute Werk in Luzenberg fertig gestellt. Dort konzentriert man sich auf den Automobilbau und bald auch auf Flugzeugmotoren, während sich das Stammwerk in der Neckarstadt als „Abteilung stationärer Gasmotorenbau“ auf den Bau und die Vervollkommnung von kompressorlosen Dieselmotoren spezialisiert. Der Ingenieur Prosper L'Orange als technischer Leiter führt viele wegweisende Neuerungen beim Dieselmotor ein (Vorkammerverfahren, das allerdings erst 1920 auf den Markt kommt). Diese finden vor allem in Schiffen Verwendung.

Zwischen 1907 und 1911 übernimmt die Benz AG schrittweise die Süddeutsche Automobilfabrik Gaggenau, die zum Zentrum der LKW-Branche der Benz AG wird. Die Produktionspalette wird in diesen Jahren zunehmend auf Rüstung festgelegt. Die Motorisierung des Heeres durch LKW gehört dazu. Seit 1908 werden sogar Privatkäufer von LKW durch die Heeresverwaltung subventioniert, wenn diese sich bereit erklärten im Kriegsfalle ihr Fahrzeug zur Verfügung zu stellen. 5000 solcher „Subventionswagen“ sind bis 1914 registriert, überwiegend Produkte von Benz und Daimler.

1912 gewinnt die Benz AG den Kaiserpreis für den besten Flugzeugmotor mit 104 PS. Daimler erhält den 2. Preis. Unmittelbar vor Kriegsausbruch haben die beiden Modelle Serienreife erreicht und stehen zur militärischen Verwendung bereit.

Im 1. Weltkrieg werden im alten Benz-Werk in der Waldhofstraße Motore für U-Boote und Minenräumboote hergestellt, während im neuen Luzenberger Werk Flugzeugmotore produziert werden. Lastkraftwagen, Halbkettenfahrzeuge und Schützschlepper werden in Gaggenau hergestellt. Der Umsatz verdoppelt sich zwischen 1914 und 1918. Die Zahl der Beschäftigten (aller Benzwerke) wuchs von 1914-18 von 7.700 auf 12.000, erstmal sind auch Frauen als Arbeiterinnen beschäftigt. Im ersten Weltkrieg werden Unterseebootmaschinen „mit dem Aufgebot aller Kräfte“ hergestellt (Quelle 1), heißt es in einer Publikation von 1928.

Ab 1922: MWM als eigenständige Firma
1922 wird das "alte Benz-Werk" von der „Deutschen Verkehrsbank Berlin“ gekauft (Quelle 2) und firmiert von da an unter „Motorenwerke, vormals Benz Abteilung stationärer Motorenbau, AG Mannheim“. Diese Erinnerung an Carl Benz in Namen trug das Werk noch 1970 (Quelle 3) Technischer Leiter bleibt der Ingenieur und Dieselmotorpionier Prosper L'Orange. Das Werk ist jetzt eine selbständige und unabhängige Firma. 1923 das Warenzeichen MWM wird registriert.

1924 das MWM-„Motorpferd“, eine Straßenzugmaschine mit einem 18 PS Dieselmotor wird produziert. Bei einer Vorführ-Fahrt auf den Königsstuhl werden 5 Tonnen Anhängerlast hochgezogen.

1925 wird die Straße an den Motorenwerken in Carl-Benz-Straße umbenannt, noch zu Lebzeiten von Carl Benz, der 1929 stirbt. (Nach Gottfried Daimler ist die heutige Murgstraße benannt).

Von 1924 dis 1931 stellte MWM Dieselmotoren für Nutzfahrzeuge und landwirtschaftliche Maschinen her, u.a. für Unternehmen wie Claas, Renault, Fendt und Lanz.

1926 erwirbt die Firma Süddeutsche-Bremse AG München (bekannt als Knorr Bremse AG) die Aktienmehrheit an MWM  was zu einer weiteren Expansion führt. MWM-Dieselmotoren von 5-1000 PS wurden in Schiffen, Schleppern, Flugzeugen, Lokomotiven und in der Industrie eingesetzt.

1929 beträgt der Jahresumsatz der MWM 11,4, Mio Mark, in der Weltwirtschaftskrise sinkt die Produktion auf einen Tiefstand: 1932 nur noch 4,1 Mio Mark. Dank der Nachfrage für die Rüstungspolitik des NS-Staates steigt von 1934 bis 1939 die Produktion bei MWM wieder von 6,5 auf 25 Mio mit 1436 Beschäftigten.

Im 2. Weltkrieg sind die MWM-Motoren für Marinezwecke kriegswichtige Produkte. Zu ihrer Produktion werden auch Zwangsarbeiter aus Italien, der Ukraine und aus Polen und Russland eingesetzt, erbärmlich untergebracht in fabriknahen Baracken in der Carl-Benz-Straße 14 und 16 und auf dem Sportplatz im Huthorstweg.
Bei Bombenangriffen auf das Werk sind die Zwangsarbeiter in großer Gefahr, denn in den unterirdischen Bunker (etwa unter der Max-Joseph-Straße), der einen direkten Zugang zum Werk hat, dürfen die ausländischen Arbeiter nicht. Französische Zwangsarbeiter waren in einem Lager in Viernheim untergebracht.

1944 werden die Maschinen von MWM wegen zunehmender Bombenangriffe in die Salzbergwerke in Kochendorf ausgelagert. Dort werden weiter U-Bootmotoren produziert.

Bei Kriegsende soll das Werk in Mannheim „zum größten Teil zerstört“ gewesen sein. andere – werksinterne - Angaben sprechen von 30 % bei den Werkstätten und 50% bei den Verwaltungsgebäuden.

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg hat MWM eine Belegschaft von 200 Personen, sie wächst bis 1955 auf 3000. Zunächst werden Schlepper(Traktor)-Dieselmotoren produziert.

1953-57 nimmt die Kleindieselmotorenproduktion rasch zu. Abnehmer sind u.a. die Firma Fendt und Renault. MWM hat 1954 internationale Lizenzverträge mit Firmen in Japan, Pakistan, Argentinien und Spanien geschlossen. In Brasilien werden seit 1955 MWM Dieselmotoren hergestellt, wenige Jahre später in Spanien. Verkaufs- und Kundendienstorganisationen werden im Iran, in Frankreich und Dänemark aufgebaut. Die technische Entwicklung spiegelt sich in der Weiterentwicklung der Dieselmotoren.

Entwicklungsaufträge erhält die MWM 1967 auch aus dem Bundesministerium für Verteidigung (Quelle 10).

Hier noch einige Bilder zu dem Thema: